Frauen auf der Jagd

Ein sehr schöner und treffender Artikel!

übernommen von sueddeutsche.de

5. Januar 2014 10:02

Frauen auf der Jagd – „Und Sie schießen wirklich selbst?“

Menschen töten Tiere, schon immer, für Nahrung oder Kleidung. Heute ist das keine reine Männersache mehr.

(Foto: dpa)

Früher war die Jagd reine Männersache, inzwischen zieht es immer mehr Frauen in ihrer Freizeit in den Wald. Einige machen sich extra schick, andere sind schlechter frisiert als ihre Hunde – und alle freuen sich, wenn es endlich knackt im Gehölz.

Eine Reportage von Anne-Nikolin Hagemann

Madeleine Mahr hat kalte Füße, trotz dicker Socken und schwerer Stiefel. Anderthalb Stunden wird sie hier sitzen, möglichst bewegungslos, möglichst leise. Auf dem Hochsitz pfeift der Wind durch die Ritzen, die Leitersprossen sind so vereist, dass sie kaum hochgekommen ist, mit Gewehr und Rucksack. Für diese anderthalb Stunden ist die 26-Jährige extra aus Göttingen angereist, 250 Kilometer in die fränkische Provinz, mit drei Hunden, zwei Waffen und ihrer Mutter im Kleinwagen. Denn hier lädt der Forstbetrieb Coburg zur Diana-Jagd, einer Jagd nur für Jägerinnen.

Vielleicht sieht die Zukunft der Jagd ähnlich aus wie die nächsten anderthalb Stunden. Noch vor 20 Jahren betrug der Frauenanteil unter den Jägern knapp ein Prozent. Heute ist jeder zehnte Jagdscheininhaber eine Frau. In den Vorbereitungskursen zur Jägerprüfung liegt die Frauenquote schon bei 20 Prozent. Die Jagd wird weiblicher.

Madeleine Mahr prüft den Wind mit ihren Atemwolken und sichert die Umgebung. In drei Richtungen könnte sie schießen, den Waldweg hinauf und hinunter und in die Schneise direkt vor ihr. Im Wald um sie herum sitzen jetzt etwa 30 Frauen. Alle warten und frieren. Und lauschen: auf jedes Knacken im Gebüsch, auf jedes Hundebellen. Und auf das eigene Herzklopfen.

Jagen, sagt Madeleine Mahr, ist Spannung und Entspannung zugleich. Mit 13 war sie schon einmal bei einer Jagd wie dieser dabei, einer mit männlichen Schützen, ein Bekannter hatte sie mitgenommen. Eigentlich hat sie da schon gespürt: Das ist ihr Ding. Die Natur, die Bräuche, die Gemeinschaft. Mit 20 hat sie dann den Jagdschein gemacht, neben dem Abitur. Obwohl ihre Eltern und auch ein paar Freunde darüber den Kopf geschüttelt haben.

Madeleine Mahr heißt eigentlich anders. In den nächsten eineinhalb Stunden wird sie über sehr private Dinge sprechen. Und über eine Leidenschaft, die viele nicht verstehen. Deshalb bittet sie darum, ihren richtigen Name nicht in die Zeitung zu schreiben.

„Für mich ist Jagen etwas ganz Natürliches“

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